Fluggastrechte in den USA (DOT-Regeln)

Ein umfassender Leitfaden zu den spezifischen DOT-Regeln in den USA, die sich stark von EU-Rechten unterscheiden.

Schlüsselinformationen

Das amerikanische Fluggastrecht, durchgesetzt vom Department of Transportation (DOT), ist ein Regelwerk mit klaren Stärken und Schwächen. Es bietet im Gegensatz zur EU keine pauschale Entschädigung für klassische Verspätungen oder Annullierungen. Seine größte Stärke liegt jedoch in den weltweit höchsten Entschädigungssummen für unfreiwillige Nichtbeförderung bei Überbuchungen (bis zu 1.550 $) und den strengen Regeln gegen langes Festsitzen im Flugzeug auf dem Rollfeld (Tarmac Delays).

Ausführliche Beschreibung

Eine andere Welt: Fluggastrechte in den USA

Wer in den USA fliegt, betritt eine andere rechtliche Welt als in Europa. Das System basiert nicht auf einer allumfassenden Verordnung, sondern auf spezifischen Regeln, die das U.S. Department of Transportation (DOT) für bestimmte Problemfälle erlassen hat. Für alles andere gilt der "Contract of Carriage" (Beförderungsvertrag) der jeweiligen Fluggesellschaft. Das bedeutet: Bei einer normalen, wetterbedingten Annullierung haben Sie oft nur Anspruch auf eine Umbuchung oder Erstattung, aber nicht mehr.

Die Stärke des US-Systems liegt in seiner Härte bei spezifischen Verstößen. Insbesondere das Thema Überbuchung wird sehr ernst genommen. Wenn eine Airline mehr Tickets verkauft, als Plätze vorhanden sind, und Sie deshalb unfreiwillig am Boden bleiben müssen, sind die Strafzahlungen empfindlich hoch, um die Airlines von dieser Praxis abzuhalten. Ebenso hat das DOT den Airlines klare Grenzen gesetzt, wie lange sie Passagiere auf dem Rollfeld "gefangen" halten dürfen.

Praktische Tipps & Strategie

So navigieren Sie das US-System

  1. Kennen Sie den "Contract of Carriage": Jede Airline hat ihre eigenen Beförderungsbedingungen. Es lohnt sich, diese vorab online zu prüfen, um zu wissen, welche Kulanzleistungen (z.B. Hotel bei Technik-Problemen) die Airline verspricht.
  2. Seien Sie ein harter Verhandler: Wenn bei Überbuchung nach Freiwilligen gesucht wird, ist das eine Verhandlung. Das erste Angebot ist selten das beste. Fragen Sie nach mehr, nach einem Upgrade für den nächsten Flug oder besseren Konditionen.
  3. Bestehen Sie auf Bargeld/Scheck: Wenn Sie unfreiwillig nicht befördert werden, bestehen Sie auf die gesetzliche Entschädigung per Scheck oder Bargeld. Nehmen Sie nur dann einen Gutschein, wenn der Wert deutlich höher ist und Sie sicher sind, ihn einzulösen.
  4. Dokumentieren Sie die Uhrzeit: Notieren Sie genau, wann die Flugzeugtür schließt und wann Sie auf dem Rollfeld warten. Das ist entscheidend für die Tarmac-Delay-Regeln.
  5. Nutzen Sie das DOT als Druckmittel: Erwähnen Sie gegenüber dem Personal, dass Sie Ihre Rechte gemäß den DOT-Vorschriften kennen. Wenn alles fehlschlägt, reichen Sie online eine offizielle Beschwerde beim DOT ein. Airlines nehmen diese Beschwerden sehr ernst.

Fallstudien aus der Praxis

Lernen Sie aus echten Beispielen.

Unfreiwillig aus dem Flug genommen

Szenario: Ein Inlandsflug von New York (JFK) nach Los Angeles (LAX) ist überbucht. Ein Passagier mit gültigem Ticket wird gegen seinen Willen abgewiesen und auf einen Flug umgebucht, der ihn 5 Stunden später ans Ziel bringt.

Ergebnis & Begründung: Der Passagier hat Anspruch auf 400 % seines One-Way-Ticketpreises, maximal jedoch 1.550 $. Dies ist der Höchstsatz für lange Verspätungen bei unfreiwilliger Nichtbeförderung.

Annullierung wegen schlechtem Wetter

Szenario: Ein Flug von Chicago (ORD) nach Denver (DEN) wird wegen eines Schneesturms in Denver annulliert. Der Passagier entscheidet sich, die Reise nicht anzutreten.

Ergebnis & Begründung: Kein Anspruch auf Entschädigung. Der Passagier hat jedoch Anspruch auf eine vollständige Rückerstattung seines Ticketpreises, da die Leistung nicht erbracht wurde.

3,5 Stunden auf dem Rollfeld

Szenario: Ein Flugzeug wartet nach dem Boarding in Dallas (DFW) 3,5 Stunden auf dem Rollfeld, bevor es zur Startbahn rollt.

Ergebnis & Begründung: Verstoß gegen die Tarmac Delay Rule. Die Airline hätte den Passagieren nach spätestens 3 Stunden die Möglichkeit geben müssen, zum Gate zurückzukehren und auszusteigen. Passagiere können eine Beschwerde beim DOT einreichen.